Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber viele Menschen mögen den Monat November nicht. Es gibt in diesem Monat so viele Vorboten des eigenen Sterbens: den Gang zum Friedhof, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag, die fallenden Blätter, Nebel, Dunkelheit… 

Und gerade am ersten Tag des Novembers feiert die Kirche das Fest Allerheiligen. Es ist das „Familienfest“ der Kirche. Gefeiert werden an diesem Tag nicht nur die Vierzehn Nothelfer, sondern alle Heiligen. Sowohl die bekannten und heiliggesprochenen als auch all die Männer und Frauen, die im Verborgenen ihren Glauben gelebt und verteidigt und die christliche Botschaft verkündet haben und nicht offiziell in den Kreis der Heiligen aufgenommen wurden.

Heilige sind so verschieden, wie Begabungen und Berufe, Persönlichkeit und Alter, Völker und Kulturen verschieden sein können. Handwerker und Könige, Priester und Staatsmänner, Mütter und Ordensfrauen, alte Leute und Kinder finden wir unter ihnen. Es gibt „große“ und „kleine“ Heilige, bekannte und unbekannte. Die Kirche des Himmels ist bunt. Und Heiligkeit ist kein Programm für eine kleine religiöse Elite. Die Kirche spricht von der „allgemeinen Berufung zur Heiligkeit“. Das klingt ein wenig fromm, bedeutet aber nichts geringeres als eine „Demokratisierung“ der Vorstellung von Heiligkeit: Alle Christen und Christinnen können den Weg der Heiligkeit gehen.  

Der November als Totenmonat schlägt zwar vielen von uns aufs Gemüt. Der erste November aber, der Allerheiligentag, ist Anlass für Freude und Hoffnung. Er ist eine Art Osterfest, stehen doch die Heiligen nach christlicher Überzeugung jetzt schon in Gemeinschaft mit Gott.  

Heilige aber fallen nicht vom Himmel, sondern wachsen hier auf der Erde, wenn Menschen bereit sind, das Evangelium überzeugt und mit Leidenschaft zu leben. 

Sr. Dorothea Köhler