"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Achterbahn in Jerusalem
Die Menge jubelt Jesus zu als er nach Jerusalem kommt. Auf einem Esel sitzt er und lässt den Jubel zu. Die Jünger sind in Hochstimmung – stolz darauf, zu Jesus zu gehören.
In einer Woche wird der Osterjubel erklingen. Lauter, fröhlicher und tiefer aus dem Herzen kommend.
Doch dazwischen ist eine Achterbahnfahrt angesagt. Da wechseln die Gefühle der Jünger: Fröhlichkeit, Wut, Angst, Hilflosigkeit, Staunen, Trauer, Zweifel, Leere…
Am Sonntag waren sie noch davon überzeugt, dass Jesus der Messias ist. Das Er der ist, der kommen soll um alle zu erlösen. Die Jünger breiten für den Messias ihre Kleider aus. Doch während der Woche kommen sie „ins Schleudern“ – die Achterbahn der Gefühle bekommt ihnen nicht. Ihre Überzeugung, dass Jesus der Messias ist, verschwindet. Der Stolz der Jünger wandelt sich sogar in die Angst. Sie flüchten aus dem Garten Getsemane als Jesus verhaftet wird. Petrus folgt ihm zwar zum Gericht, doch dort verleugnet er ihn: Er kenne „diesen Jesus“ überhaupt nicht. Wo ist die Freude geblieben, zu ihm zu gehören?
Mich macht der Palmsonntag sehr nachdenklich. Wie oft lasse ich mich von der Begeisterung anderer anstecken, ohne lange selbst darüber nach zu denken – und bin später erstaunt, wie kurz doch die Begeisterung war. Und wie wenig diese Begeisterung noch nachgeklungen, nachgewirkt hat. Echte Begeisterung trägt mich auch durch Krisenzeiten. Echte Begeisterung kommt aus einer tragfähigen Überzeugung. Wenn ich gut hinhöre, klingt die wahre Begeisterung dann noch leise in mir. Sie stärkt meine Überzeugung noch. Doch wenn es eine Palmsonntags-Begeisterung war, dann erschallen die „Kreuzige-Ihn“-Rufe – auch in mir.
Der Palmsonntag lässt mich wieder genauer hinschauen auf meine Begeisterung.
Ein Trost ist mir das Wort Jesu: „Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien:“ (Lk 19,40) Auch die kurze Begeisterung darf und muss sein. Ich darf jubeln und fröhlich sein, auch wenn es nur für kurze Zeit ist. Das ist sogar sehr wichtig, denn wenn ich meine Freude nicht hinausschreie, müssen die Steine dies tun.
So möchte ich mich von der Palmsonntags-Freude anstecken lassen und Jesus zujubeln – in der leisen Hoffnung, dass ich eine tragfähige Überzeugung habe und nicht bei den „Kreuzige-Ihn“-Rufern am Freitag dabei bin.
Sr. Katharina Horn