"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Nur Stille
Das Telefon klingelt, das Fax rattert, Maschinen laufen, Handys gehen los, Verkehrslärm umgibt uns, Menschen rufen, Türen schlagen, das Radio dudelt vor sich hin... Geräusche umgeben uns und gehören zu unserem Alltag. Oft wird es auch in der Nacht nicht still: der Kühlschrank surrt, die Uhr tickt, Autos fahren am Fenster vorbei, Glocken läuten, die Heizung gluckert...
All die vielen Geräusche lassen den Körper und die Seele nicht zur Ruhe kommen. Das Innehalten fällt schwer.
Der November ist ein Monat des Übergangs vom Herbst in den Winter. Allerheiligen und Allerseelen laden uns zum Stillwerden und Nachdenken ein.
Ende des Monats beginnt ein neues Kirchenjahr.
Vor solchen Übergängen ist es gut, inne zu halten, sich die Zeit der Stille und des Nachdenkens zu gönnen. Auch bei allen Übergängen im Alltag: am Morgen, am Abend, vor wichtigen Gesprächen und Begegnungen, vor Entscheidungen...
Sind wir allerdings unverhofft der Stille ausgesetzt, halten wir sie vor lauter Unruhe oft gar nicht aus. Wir werden nervös, dann reizt ein Husten im Hals, es juckt in der Nase, Kramen nach dem Taschentuch... und schon ist die Stille wieder fort.
Was ist Stille überhaupt? Eine Sechsjährige erklärt: „Da spricht niemand – auch keine Uhr oder so was (Anm.: das Ticken ist die Sprache der Uhr). Wenn es still ist, hört man nichts.“ Gleich schränkt sie aber ein: „Die Gedanken hört man aber immer.“
Vielleicht ist es das, was uns die Stille nicht aushalten lässt. Manchmal sind die eigenen Gedanken schwer zu ertragen. Sie führen uns ganz nah an uns selbst heran, zeigen uns auch unsere dunklen Seiten. Trotzdem und gerade deshalb ist die Stille so wichtig.
In der Stille hat das Einfache und das Wesentliche Platz. Auf einmal wird das Leise laut. Gott ist da in der Stille. Er drängt sich nicht auf. Er ist einfach da. Wenn es still wird, können wir ihn auch wahrnehmen. Gott begegnet dem Propheten Elija nicht im Lauten und Geräuschvollen, sondern im stillen, leisen Säuseln – „eine Stimme verschwebenden Schweigens“ übersetzt Martin Buber es. Stille ist dann ein wohltuendes Nichts. Meine Seele kommt zur Ruhe und kann emporwachsen zu Gott.
Ich wünsche Ihnen und auch mir den Mut und die Kraft für solche stillen Momente. Auch wenn das Telefon klingelt, das Fax rattert, Maschinen laufen, Handys gehen...
Ihre Sr. Katharina