Ausgangsbeschränkung

Einladung zur Reise nach Innen

Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben mich förmlich überrollt…
Im Stundentakt kommen neue Meldungen, Zahlen und Anweisungen zur Corona-Pandemie und ich habe große Mühe, diese Flut an Informationen auch nur ansatzweise zu verarbeiten.
Es ist surreal…
Bisher fuhr ich noch jeden Tag zur Arbeit - ein großes Stück gelebte Normalität. Natürlich ist aber auch der Büroalltag in Zeiten der Krise geprägt von Umstellungen, Veränderungen und Ängsten. Bisher lässt sich aber daraus trotzdem noch Halt und Sicherheit ziehen.
An den Nachmittagen und am Wochenende genieße ich bei herrlichem Frühlingswetter die erwachende Natur. Alles scheint so friedlich und es ist ja tatsächlich viel ruhiger als sonst.
Abends beschäftige ich mich meist zu lange mit dem Virus, gehe den Meldungen am Handy nach und zappe mich durch Nachrichten, Sondersendungen und Gesprächsrunden zum Thema.
Mir ist bewusst geworden, dass sich mein derzeitiges Leben grob unter folgenden Schlagworten einordnen lässt:
Dankbarkeit, Struktur, Beziehung und Gebet.
Unendlich dankbar bin ich dafür, dass ich in einem Land wohne mit hervorragendem Gesundheitssystem, hohem sozialen Standard und einer gut funktionierenden Demokratie. Das weiß ich jetzt ganz besonders zu schätzen. Erfreuen kann ich mich jeden Tag an der Wärme der Sonnenstrahlen, der erwachenden Natur im Frühling, dem Eichhörnchen in unserem Garten, unserer herrlichen Landschaft ringsum…
Wichtiger denn je ist für mich eine feste Struktur des Alltags und auch Erholung und Pausen dazwischen benötigen einen zumindest grob vorgegebenen Rahmen. Vielleicht gibt es mir das Gefühl, zumindest die Kontrolle im kleinen persönlichen Universum nicht ganz zu verlieren.
Wie schön sind alle Gespräche und Telefonate der vergangenen Tage gewesen. Es ist wunderbar mit Ehemann, Familie, Enkelkindern, Verwandten und Freundinnen zu reden, zu lachen, die aktuellen Sorgen und Ängste, aber auch die Freuden zu teilen und jederzeit zu spüren, da ist immer jemand, der mir Resonanz gibt, der mitschwingt und mitträgt und mich auch ein Stück weit hindurchträgt durch diese Zeit.
Und das Wichtigste von allem, last but not least, das Gespräch mit Gott, das kurze Stoßgebet am Morgen im Auto, zwischendurch auch mal ein Hadern und Jammern, abends der Dank für den Tag und was es trotz allem an Schönem und Erlebtem gab und die Bitte um den Schutz für alle Lieben und um eine ruhige Nacht…Unterschätzen wir nicht die Kraft, die Macht und die Wirkung des Gebetes!
Noch nie in meinem Leben habe ich so oft Hände gewaschen wie im Augenblick. Es ist zum unverzichtbaren Ritual geworden und erst jetzt merke ich, wie lange 30 Sekunden dauern können. Man solle in der Zeit zweimal „Happy Birthday“ singen, so wird empfohlen. Ich habe für mich entschieden, dass ich in dieser Zeit lieber ein „Vater unser“ beten werde. Und 10 Gebete am Tag sind allemal hilfreicher, als Geburtstagslieder ohne Geburtstagskind.
Ach ja, der Humor, der ist auch in dieser Zeit existentiell wichtig und darf um keinen Preis verloren werden.


Beate Völker

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)