Impuls zum Josefstag

Lieber Josef,
gern würde ich mich mal mit Dir unterhalten. Ich weiß wenig von Dir persönlich – nur das, was andere über Dich geschrieben haben. Kein einziges Wort von Dir ist überliefert. Dabei hast Du Dinge erlebt, die einen Mann umwerfen können.

Ein Erlebnis muss Dein Leben komplett verändert haben: Du warst mit Maria verlobt. Eines Tages hast Du gemerkt, dass sie schwanger ist. Und was sie Dir mitteilte, war unglaublich: Ein Engel sei ihr erschienen. Gottes Geist habe die Schwangerschaft bewirkt – und sie solle den Messias gebären. Ich stelle mir vor, dass Du geschwankt hast zwischen massiver Enttäuschung, Wut und Schmerz. Und doch wolltest Du Maria nicht bloßstellen, wolltest Dich in Stille von ihr trennen … wie sehr musst Du sie geliebt haben! Da hat Gott Dir einen Traum geschenkt, wird berichtet, einen sehr intensiven Traum, so stark, dass Deine Zweifel wegschmolzen: „Scheue dich nicht, Maria zu dir zu nehmen …“ und dann hast Du es gewagt, das Leben mit dieser besonderen Frau und ihrem besonderen Kind. Dafür sage ich dir DANKE! Ohne dein JA wäre Marias JA ins Aus gelaufen!

Noch etwas beeindruckt mich: Jesus hatte ein komplett anderes Gottesbild als du. Du durftest, so lehrt es Dein Glaube, den Namen JAHWE nicht mal aussprechen, aus Ehrfurcht. Jesus dagegen sprach zärtlich von ihm als seinem „Abba“, seinem „Papa“ im Himmel – und nicht nur im Himmel, sondern wesenhaft da, in ihm, mit ihm. Ich bin überzeugt: da hast Du entscheidend mitgewirkt. Wie liebevoll musst Du mit dem kleinen Jesus umgegangen sein! Welches Selbstwertgefühl durfte da wachsen! Anders sein als die anderen, sich dennoch treu bleiben und der inneren Stimme trauen, das war Jesus nur möglich, weil Du ihm ein Vater warst, der ihm traute und ihn frei ließ - auch wenn er so anders war. DANKE, Josef!

Sr. Martina Selmaier

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)