"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Nachruf für Sr. M. Clara Hagl

„Das Ziel nicht vergessen,
den Weg nicht verlassen,
den Mut nicht verlieren!“
Gregor von Nyssa
Sr. M. Clara kam am 22.11.1925 in Reichersdorf/Kreis Landshut als achtes Kind zur Welt, wobei sie ein Zwillingskind war – die jüngere der beiden Schwestern. Die Geburt der Jüngeren war sehr schwer; die Hebamme schritt zur Nottaufe. Bei der regulären Taufe am folgenden Tag erhielt Sr. Clara den Namen Elisabeth. Mutter und Kind erholten sich rasch. Elisabeth erlebte eine unbeschwerte Kindheit in einer wachsenden Familie, die schließlich 14 Kinder zählte. Da wurde viel gelacht und viel gestritten, es gab viel Arbeit, es war lebendig und bunt.
Nach der Volksschule ging Elisabeth als Hauswirtschaftshelferin ins Säuglingsheim nach Unterhaching und blieb fünf Jahre in Stellung. Ihre Tante, unsere Mutter Helmtrudis und spätere Generaloberin, war in dieser Zeit Hausoberin. Von 1945 – 1947 besuchte Elisabeth die Säuglings- und Kinderpflegeschule in Landshut bei den Solanusschwestern. Diese hätten Elisabeth gern für ihre Gemeinschaft gewonnen. Doch Elisabeth hatte sich schon entschieden. Seit ihrer Zeit in Unterhaching war der Gedanke gereift, bei den Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen einzutreten. Elisabeth reichte im Januar 1948 als 22jährige ihre Papiere ein und wurde am 15. April aufgenommen. In einem einjährigen Kurs erwarb sie sich am damaligen Marienhospital in Erlangen die nötigen Kenntnisse für das Examen zur Krankenschwester, welches sie im März 1949 mit der Bestnote ablegte.
Bei der Einkleidung im Januar 1950 erhielt Elisabeth den Namen Sr. M. Clara. Kurz nach Ablegung der Ersten Profess kam Sr. Clara für drei Jahre ins Marienhospital nach Erlangen und wechselte anschließend in die ambulante Krankenpflege – zunächst nach München, dann nach Zapfendorf. Von 1964 bis zur Auflösung des Konventes im Jahr 1987 wirkte Sr. Clara im Bezirksklinikum Mainkofen. 23 Jahre Dienst bei psychisch kranken Menschen in einer Zeit, in der die Behandlungsmethoden nach heutigem Verständnis mitunter menschenunwürdig waren - das lässt nur ahnen, welchen immensen physischen und psychischen Belastungen die Pflegenden ausgesetzt waren. Sr. Clara sprach nie darüber. Es gab nach Auflösung der Filiale auch keine Auszeit. Sr. Clara kam unmittelbar danach für drei Jahre nach Weismain in die Altenpflege, im April 1990 nach Münchshöfen. Dort half sie zunächst in der Altenpflege, später in Haus und Garten.
2005 wechselte Sr. Clara, nun 80jährig, nach Bad Feilnbach, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Sie half gerne in Küche und Refektor. Leidenschaftlich widmete sie sich dem „Occhi“, einer besonderen Handarbeitstechnik, mit der sie zarte Spitzen fertigte.
Von einer Operation wegen einer Schenkelhalsfraktur im August 2021 erholte sich die 96jährige erstaunlich rasch und feierte ihr 70jähriges Jubiläum am 11.09.2021 mit großer Freude im Kreis der Mitschwestern. Sr. Clara nahm wieder teil am Gemeinschaftsleben, betete viel, war zugewandt und unendlich dankbar für jede Kleinigkeit, für jeden Gruß, für jeden Besuch.
Im Lauf des 16. Oktober wirkte Sr. Clara kurzatmig und schwach. Der gerufene Arzt stellte eine Bronchitis fest und verordnete Antibiotika. Als sich Sr. Annuntiata abends wieder bei Sr. Clara umsah, musste sie feststellen, dass Sr. Clara im Sterben lag. Es ging sehr schnell. An Sr. Annuntiatas Hand und vom Gebet begleitet verabschiedete sich Sr. Clara von dieser Erde.
„Bitte nicht so viel ins Nekrologium schreiben – ein Vaterunser ist mehr wert!“ äußerte Sr. Clara bei einem Visitationsgespräch im Jahr 2015. Das war sie: geradlinig, wortkarg, klar, arbeitsam, umsichtig. Ihrem Leitwort: „Das Ziel nicht vergessen, den Weg nicht verlassen, den Mut nicht verlieren“ blieb sie treu - bis zum Schluss. Sr. Clara, Danke für Dein langes Leben!
R.I.P.
Requiem und Beerdigung fanden am 19.10.2024 in Bad Feilnbach und Lippertskirchen statt.