Nachruf für Sr. M. Henrika Föhrweißer

„Man hat nur dann ein Herz,
wenn man es für andere hat.“

Friedrich Hebbel

 

Schw. M. Henrika wurde am 16. Mai 1942 in Neukenroth/Landkreis Kronach geboren und auf den Namen Barbara Agatha getauft. Als Barbara zehn Jahre alt war, starb der Vater an den Folgen eines Verkehrsunfalls, so dass Barbara nun allein mit ihrer Mutter aufwuchs. Nach acht Jahren Volksschule in Neukenroth absolvierte Barbara die einjährige Haushaltungsschule in Vierzehnheiligen und lernte dort erstmals die Franziskusschwestern kennen. Bald trug sie sich mit dem Gedanken, selbst Schwester zu werden. Im September 1958 bat sie um Aufnahme in die Kongregation und wurde am 19.09.1958 aufgenommen. Als Kandidatin besuchte Barbara die Frauenfachschule der Armen Schulschwestern in München und schloss 1962 mit der Ersten Lehramtsprüfung als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin ab.

Am 29.09.1962 wurde Barbara eingekleidet und erhielt den Namen Sr. M. Henrika. Nach Ablegung der Ersten Profess am 30.09.1963 ging Sr. Henrika erneut nach München mit dem Ziel, ihre Anstellungsprüfung für das Lehramt an gewerblichen und hauswirtschaftlichen Berufsschulen und Berufsaufbauschulen abzulegen. Zusätzlich erwarb sie die Missio Canonica.

1968 kam Sr. Henrika nach Obertrubach in die Haushaltungsschule und wirkte dort 20 Jahre als Lehrerin für Handarbeit und Hauswirtschaft. Im September 1988 wechselte sie an die Berufsfachschulen in Vierzehnheiligen. Ab 1993 übernahm sie dort das Amt der stellvertretenden Schulleiterin, ab Februar 2005 die pädagogische Schul- und Internatsleitung, ab 2009 die hauswirtschaftliche Leitung, schließlich für ein Jahr die kommissarische Schulleitung. Hohes Engagement, Fleiß und Gewissenhaftigkeit, Humor und Aufgeschlossenheit machten sie zu einer beliebten und kompetenten Lehrkraft.

Neben einem gut gefüllten Schul- und Internatsalltag bewahrte sich Sr. Henrika eine große Wachheit für seelische Nöte – und fand ihren Weg, Menschen auf der Schattenseite des Lebens nahe zu sein. Sr. Henrika war bei den ersten Ehrenamtlichen der ökumenischen „Lichtenfelser Tafel plus“, die im November 2012 gegründet wurde. Und als Sr. Henrika 1997 von der Gründung des Hospizvereins Lichtenfels e.V. erfuhr war ihre spontane Reaktion: „Da bin ich dabei!“ Sie absolvierte den Grundkurs für Hospizhelfer und begleitete von da an schwerstkranke und sterbende Menschen. Für ihr 20-jähriges Engagement wurde Sr. Henrika 2022 die Auszeichnung „Weißer Engel“ verliehen. „Sie hat aufrichtig zugehört, gesprochen und mit den Menschen geschwiegen“, so hieß es in der Laudatio.

Mit Übergabe der Berufsfachschulen „St. Kunigund“ in Vierzehnheiligen an den neuen Träger GGsD im Jahr 2014 beendete Sr. Henrika ihren Dienst an der Schule und im Internat. Nach einer mehrmonatigen Auszeit war ab Februar 2015 die Mutterhauspforte ihr Platz.

Nebenbei entdeckte Sr. Henrika ihr Herz für unsere Niederlassung in Kroatien. Von 2014 - 2020 war sie nahezu jährlich mehrere Wochen vor Ort, unterstützte den kleinen Konvent in Cugovec, half im Altenheim und trug die Sorgen betend mit, bis zuletzt.

Im Herbst 2020 erkrankte Sr. Henrika an einer fortschreitenden Lungenfibrose. Eine Sauerstofflangzeittherapie wurde eingeleitet. Mit bewundernswerter Gelassenheit nahm Sr. Henrika ihre Erkrankung an. Schrittweise zog sie sich von ihren ehrenamtlichen Diensten zurück und beendete im Februar 2021 auch den Pfortendienst. Doch sie hielt Kontakte, blieb interessiert am Geschehen in Kirche und Welt, erheiterte uns durch ihre trockenen Kommentare, las gern und strickte viele Socken, nicht nur für den alljährlichen Basar.

Im Herbst dieses Jahres nahm die Atemnot zu, die Wegstrecken wurden kürzer. Bis vor wenigen Tagen war Sr. Henrika noch im Gottesdienst und bei den Essenzeiten anzutreffen. Dann reichte auch dafür der Atem nicht mehr. Gut begleitet von Mitschwestern, unserem Pflegeteam und dem Palliativdienst verschied sie am späten Abend des 15. Dezember.

„Man hat nur ein Herz, wenn man es für andere hat“ – dieses weite Herz fand Heimat in Gott, dem sie ein Leben lang gedient hat und dem sie im bodenständigen Gebet verbunden war.  

R.I.P.

Requiem und Beerdigung fanden am 20.12.2023 in Vierzehnheiligen statt.

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)