"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Nachruf für Sr. M. Irmgard Lex
„Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen!
Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.“
Mt 19,14
Sr. M. Irmgard wurde am 27. März 1939 in Bierwinkl/Kreis Kötzting in Niederbayern als Jüngste von fünf Mädchen geboren und auf den Namen Anna getauft. Anna wuchs geborgen in einer christlich geprägten Familie auf, besuchte die Volksschule und die landwirtschaftliche Berufsschule, half auf dem häuslichen Bauernhof und nahm aktiv am Pfarrleben teil. Seit dem 16. Lebensjahr spürte Anna den Wunsch, Ordensfrau zu werden. Über unsere Sr. Gracia kam der Kontakt zu den Franziskusschwestern zustande. Nur wenige Monate nach Beendigung der Berufsschule bewarb sich Anna in Vierzehnheiligen. Ausschlaggebend für die Wahl der Franziskusschwestern war, dass sie dort mit Kindern arbeiten kann.
Anna wurde am 20. Februar 1957 aufgenommen. Die Ordensleitung griff Annas Wunsch auf und meldete sie in Würzburg im Kindergartenseminar an. Unmittelbar nach Ablegung der Abschlussprüfungen im Juli 1959 kam Anna nach Landshut-Seligenthal ins Seminar der Zisterzienserinnen und erwarb dort nach einer sechsmonatigen Weiterbildung die Zusatzqualifikation „Heimerzieherin“.
Am 01.10.1960 wurde Anna eingekleidet und erhielt den Namen Sr. M. Irmgard. Nach Ablegung ihrer Ersten Profess 1961 war Sr. Irmgard zunächst an der Berufsfachschule in Vierzehnheiligen im Internat eingesetzt, bevor sie Ende Januar 1966 nach Marktleugast kam und die Leitung des Kindergartens übernahm. Dieser zählte damals eine Gruppengröße von 50 – 70 Kindern, alle in einem Saal. Sr. Irmgard verfügte über eine einzige Hilfskraft. Jahre später kam eine Praktikantin hinzu, die die Vorschulkinder übernahm. Nach sechs Jahren – im Jahr 1972 - wurde ein neues Kindergartengesetz erlassen … eine Herausforderung für Sr. Irmgard und die Pfarrgemeinde: Bei maximal zulässiger Gruppengröße von 25 Kindern hieß es, neue Räume zu schaffen und das Personal aufzustocken. Die Marktleugaster wussten sich zu helfen. Mit der Unterstützung des neu gegründeten Caritas-Kindergartenvereins wurde ein Neubau geplant und umgesetzt. Schon 1975 erfolgte der Umzug, und Sr. Irmgard wirkte in den neuen Räumen weitere 28 Jahre als Leiterin mit „Fingerspitzengefühl, Ruhe und Entschlossenheit“.
Dabei war sie nicht nur „Herz und Seele“ des Kindergartens, wie Pater Serafin beim 30jährigen Dienstjubiläum dankbar beschrieb. Ab 1991 betreute sie als Mesnerin auch die Bartholomäuskirche, war im Pfarrgemeinderat aktiv und trug mehrmals Konventsverantwortung. All das machte sie gern, war von den Kindern gemocht, von den Eltern geschätzt, in Pfarrei und Gemeinde beliebt.
Als die Anforderungen staatlicherseits zunahmen, reichte Sr. Irmgard mit Erreichen des Rentenalters 2003 ihr Rücktrittsgesuch ein. Damit ging eine Ära zu Ende: mit Sr. Irmgard verabschiedeten sich nach mehr als 70 Jahren Präsenz die Franziskusschwestern aus dem Kindergarten. Die Marktleugaster bedauerten dies sehr. Doch Sr. Irmgard blieb vor Ort, nahm unverändert am Gemeindeleben teil und betreute weiterhin die Sakristei. 2007 wurde ihr nochmal die Konventsleitung anvertraut – schon im Wissen, dass der Konvent aufgelöst wird. Ende Oktober 2009 war es so weit – die Franziskusschwestern verabschiedeten sich aus dem Antoniusheim und verließen Marktleugast. Die Kommunalen Vertreter der Marktgemeinde Marktleugast würdigten die Verdienste Sr. Irmgards mit Überreichung der Silbernen Bürgermedaille.
Sr. Irmgard kam nach einer Auszeit ins Mutterhaus. Dort half sie noch mehrere Jahre in der Sakristei, bis sich gesundheitliche Probleme bemerkbar machten. Nach mehreren Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten wegen unterschiedlichster Beschwerden ging Sr. Irmgard in den wohlverdienten Ruhestand. Die Kontakte nach Marktleugast hielten. Jährlich freute sich Sr. Irmgard auf die Besucher, die überdies regelmäßig eine Spende für unsere Missionen mitbrachten. Auch der Kontakt mit den Angehörigen blieb lebendig. Sie ließen es sich nicht nehmen, Sr. Irmgard zur Feier ihres 80. Geburtstags zu sich heimzuholen, obwohl eine schleichende Demenz mehr und mehr Konzentration und Orientierung erschwerten.
Ab Spätsommer 2021 war Sr. Irmgard auf den Rollstuhl angewiesen. Das 60jährige Professjubiläum im September 2021 in der Basilika feierte sie voller Freude mit. Danach ließen die Kräfte deutlich nach. Sr. Irmgard war geschwächt und wurde zunehmend bettlägerig. Doch ihr heiteres Wesen blieb bis zuletzt. Am 13.02.2023 verließ sie uns völlig unbemerkt. Sie aß noch – mit Unterstützung – zu Mittag und legte sich zum Mittagsschlaf … und schlief dabei hinüber in das EWIGE SEIN in GOTT.
R.I.P.
Requiem und Beerdigung fanden am 16. Februar 2023 in Vierzehnheiligen statt.