Nachruf für Sr. M. Ruperta Betz

„Wenn Gott uns heimführt
aus den Tagen der Wanderschaft
in sein beglückendes Licht,
das wird ein Fest sein!“
Psalm 126

 

Sr. M. Ruperta wurde am 26. Mai 1937 als Jüngste von drei Geschwistern in Stadelhofen/Kreis Hilpoltstein in eine Landwirtsfamilie geboren und auf den Namen Rita Rosina getauft. Trotz Kriegs- und Nachkriegszeit erlebte Rita eine unbeschwerte Kindheit in einem religiös geprägten Umfeld, in herzlicher Liebe den Eltern zugetan. Nach Volksschule und landwirtschaftlicher Berufsschule blieb Rita auf dem elterlichen Anwesen und unterstützte die Eltern in Haus und Hof. Als 23jährige erwog sie nach Gesprächen mit einer Freundin erstmals, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten. Rita bewarb sich im August 1960 bei den Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen und wurde am 30.10.1960 in die Kongregation aufgenommen. Eigentlich wollte Rita in der Landwirtschaft bleiben. Doch die Ordensleitung motivierte sie mit Blick auf das neu erbaute Waldkrankenhaus für die Krankenpflege. So besuchte Rita von 1961 – 1963 die Krankenpflegeschule am Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen und legt im März 1963 ihr Examen ab. Am 18.09.1963 wurde Rita eingekleidet und erhielt den Namen Sr. M. Ruperta.

Kurz nach Ablegung der Ersten Profess am 30.09.1964 wurde Sr. Ruperta als Krankenschwester im Waldkrankenhaus eingesetzt. Dort übernahm sie die Leitung einer großen internistisch-onkologischen Station mit ca. 50 Betten – und fand ihren Lebensinhalt, ihre Erfüllung. Sie war den Patientinnen und Patienten weit mehr als eine kompetente Krankenschwester. Mit Herzlichkeit, Wärme und Einfühlungsvermögen begleitete sie vor allem Schwerstkranke und Sterbende, war Seelsorgerin und Sterbebegleiterin. Ihre Fähigkeit, zuzuhören, mitzuleiden, und in ausweglosen Situationen nicht von der Seite zu weichen gab Halt und Trost. Krankenschwestern, Krankenpfleger und Ärzte lernten von ihr. Gern holten sie sich Rat, wenn schwere Entscheidungen zu treffen waren. Klare Grundsätze, Willensstärke, ein weites Herz und ein sicherer Spürsinn für das richtige Wort im richtigen Moment machten Sr. Ruperta zu einem Felsen in der Brandung, an dem sich viele festhielten - und manche sich die Zähne ausbissen. Auch chronisch Kranke, Gestrandete und Suchtkranke fanden in Sr. Ruperta Halt. Sie scheute sich nicht, sie unter der Brücke oder im Gefängnis zu besuchen. Sie schimpfte mit ihnen und ließ sie dennoch fühlen: auf mich kannst du zählen. Im Jahr 1994 wurde Sr. Ruperta für ihr „ausgeprägtes und beeindruckendes Engagement“ das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Bei all dem blieb Sr. Ruperta ein geselliger, froher Mensch und erholte sich bei Festlichkeiten im Schwesternkreis, spielte gern Schafkopf, freute sich an einem guten Schluck Wein und an einer kräftigen Brotzeit. Solange ihre Gelenke es zuließen, tanzte sie in der Faschingszeit und spielte Theater, wobei sie gern Charakterrollen übernahm und durch Einfallsreichtum glänzte.

Ab 1995 machten sich gesundheitliche Einschränkungen bemerkbar. Knie- und Wirbelsäulenbeschwerden erforderten immer wieder Krankenhausaufenthalte und Operationen. Ende 2001 gab Sr. Ruperta die Stationsleitung ab und blieb zunächst unterstützend im Hintergrund. 2004 zog sich Sr. Ruperta komplett aus dem Stationsbetrieb zurück. Im Januar 2010 fand sie im Altenpflegezentrum Marienhospital ihren neuen Wirkungsort. Selbst auf Hilfe angewiesen wurde sie erneut zur gesuchten Gesprächspartnerin für Mitbewohner, Angestellte und Mitschwestern. In der Bewohnervertretung setzte sie sich vehement für die Interessen der Bewohner ein.

In den letzten Jahren führten ein fortschreitendes Herzleiden und Gelenkprobleme zur zunehmenden Immobilität. Doch ihr Humor und ihre Lebensfreude blieben wach. Wer mit ihr telefonierte hörte immer wieder: Ich hatte ein reiches Leben, ich bin zufrieden. Die Kontakte zur Familie blieben lebendig. Den 85. Geburtstag feierte Sr. Ruperta in froher Runde und genoss es sichtlich, dass erstmals seit Ausbruch der Coronapandemie wieder ein Fest möglich war. Gern erzählte sie, wie sie sich den Himmel vorstellte: Als großen Festsaal, in den sie eintreten darf wie der „Brandner Kaspar“ ins Licht, wo sie mit allen Verwandten und Freunden den Feierabend ihres Lebens genießen darf, frei von aller Erdenschwere.

In der Silvesternacht ist Sr. Ruperta diesen Weg sehr rasch und konsequent gegangen. Zwei Stunden vor Mitternacht war erkennbar, dass es ihr schlechter geht. Sie verstarb eine Stunde nach Mitternacht. Wir wissen Sie angekommen im Festsaal voll Licht - im Feierabend, der kein Ende mehr kennt.

R.I.P.
Requiem und Beerdigung fanden am 05. Januar 2023 in Vierzehnheiligen statt.
 

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)