Närrische Tage

Wir befinden uns in den „närrischen Tagen“, bevor am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt. In dieser Faschingszeit begegnen uns viele verkleidete Menschen in verrückten Kostümen und Menschen, die Masken tragen. MASKEN ist ein Begriff, mit dem wir gerade jetzt eher negative Assoziationen haben. Verstecken – versteinert – leblos – unecht – gefühlskalt – Atemnot.

Es gibt ein Buch von Siegfried Lenz, das uns etwas anderes über Masken sagt.
In seinem Buch „Die Maske“ erzählt er von einem Studenten, der seine Semesterferien beim Großvater, dem Inselwirt, verbringt. Es ist Sommer geworden. Auf der kleinen Insel sind die ersten Feriengäste angekommen. Da peitscht ein Unwetter über die Insel und als die Menschen sich wieder an den Strand trauen, liegt dort eine große Kiste, im Sturm über Bord gegangen von einem Schiff. Darin befinden sich Masken, bestimmt für das Völkerkundemuseum in Hamburg. Die Menschen probieren die Masken an, sind plötzlich selbst Drache, Tiger oder Puma. Die vermeintliche Maskierung bringt das wahre Gesicht zum Vorschein. Unter dem Schutz der Masken werden Feindschaften beigelegt, Vorurteile vergessen und eine Liebschaft geknüpft. Die Masken verleihen ihren Trägern neue Identitäten und neue Möglichkeiten.

„Die Dorfbevölkerung stellt fest, dass die Maske ihnen eine bestimmte Freiheit verschafft. Eine Freiheit des Sagens, des Anvertrauens, aber auch eine Freiheit des Zorns, der Wut, der Empörung, die man loswerden kann unter der Maske.“ sagt Lenz. Hinter den Masken verändern sich auch die Menschen. Sie verbergen sich nicht dahinter, sondern machen sich vielmehr kenntlich und zeigen ihr wahres Wesen. Vielleicht wollte Lenz uns sagen: „Gib dem Menschen eine Maske und er wird dir die Wahrheit sagen und sein eigentliches Ich zeigen“.

Die Möglichkeit der Verkleidung an Fasching erlebe ich in ähnlicher Weise. Mit dem Schlüpfen in ein Kostüm verlasse ich meine alltägliche Rolle und nehme für eine begrenzte Zeit eine „neue Identität“ an. Mit ihr kann ich Verhaltensweisen leben, die ich im Alltag aufgrund meiner Positionen und Aufgaben nicht immer leben kann. Und das eröffnet einen Erfahrungsraum, der einfach Spaß macht und in dem etwas von der „Leichtigkeit des Seins“ erlebbar wird.

In diesem Sinne wünsche ich allen, mit oder ohne Verkleidung, eine von Gott gesegnete Faschingszeit.
Helau, hall die Gail, Ra Ra Ra, Rolle Katz!

Sr. Dorothea Köhler

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)